Das Vorkaufsrecht der Hansestadt Hamburg beim Verkauf von Mehrfamilienhäusern

Beim Verkauf eines Mehrfamilienhauses in Hamburg ist das Thema „Vorkaufsrecht“ ein zentraler Aspekt, insbesondere in Gebieten, die unter die soziale Erhaltungsverordnung (auch „Milieuschutz“ genannt) fallen. Dieses Instrument ermöglicht der Stadt Hamburg, den Kauf eines Grundstücks oder Gebäudes unter bestimmten Bedingungen zu übernehmen, um dem Allgemeinwohl zu dienen.

 

Was sind Vorkaufsrechte?

Das Vorkaufsrecht ist ein rechtliches Mittel, das durch verschiedene Gesetze auf Bundes- und Landesebene geregelt ist. Es gibt der Stadt Hamburg das Recht, anstelle des ursprünglich vorgesehenen Käufers in einen bereits geschlossenen Kaufvertrag einzutreten. Ziel ist es, öffentliche Interessen wie den Erhalt von Wohnraum (Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern), die Stadtentwicklung oder ökologische Maßnahmen zu fördern. Voraussetzung ist, dass der Kauf einem bestimmten, gemeinwohlorientierten Zweck zugutekommt.

 

Wann und wie wird das Vorkaufsrecht ausgeübt?

Das Vorkaufsrecht greift, wenn ein Kaufvertrag über ein Grundstück oder Gebäude (Mehrfamilienhaus in Hamburg) geschlossen wurde und die rechtlichen Bedingungen für die Ausübung vorliegen. Falls die Stadt Hamburg das Recht ausübt:

  • Ausübungsbescheid: Die Stadt gibt offiziell bekannt, dass sie das Vorkaufsrecht wahrnimmt.
  • Kaufvertrag mit der Stadt Hamburg: Es entsteht ein neuer Kaufvertrag zwischen der Stadt Hamburg und dem Verkäufer. Die Konditionen entsprechen dabei meist dem ursprünglich vereinbarten Vertrag.
  • Rechtsmittel: Verkäufer und ursprünglicher Käufer können den Ausübungsbescheid rechtlich prüfen lassen.

Vorkaufsrechte in sozialen Erhaltungsgebieten („Milieuschutz“)

Die soziale Erhaltungsverordnung dient dem Schutz der sozialen Struktur in bestimmten Stadtteilen Hamburgs. Hier sollen Luxussanierungen, spekulativer Leerstand oder die Verdrängung einkommensschwächerer Haushalte verhindert werden.

 

In diesen Gebieten hat die Stadt Hamburg das Vorkaufsrecht, wenn der Verkauf eines Mehrfamilienhauses droht, diese sozialen Ziele zu gefährden. Die Stadt kann das Objekt erwerben, um: 

  • Den Bestand bezahlbaren Wohnraums zu sichern.
  • Sanierungen im Sinne des Gemeinwohls durchzuführen.
  • Eine soziale Durchmischung in den Quartieren zu erhalten.

Weitere Anwendungsfälle für das Vorkaufsrecht

Neben den sozialen Erhaltungsgebieten existieren weitere Situationen, in denen die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausüben kann: 

  • Flächen für öffentliche Zwecke: Grundstücke, die im Bebauungsplan für Straßen, Grünflächen, Schulen oder andere öffentliche Bedarfe ausgewiesen sind.
  • Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete: Flächen in Hamburg, die ökologisch bedeutend sind.
  • Hochwasserschutz: Grundstücke in Hamburg, die für Schutzmaßnahmen benötigt werden.
  • Städtebauliche Entwicklungsgebiete: Areale, die gezielt entwickelt oder umstrukturiert werden sollen.
  • Manchmal betrifft das Vorkaufsrecht nur Teilflächen eines Grundstücks in Hamburg, etwa für den Ausbau von Straßen oder öffentlichen Einrichtungen.

 

Wie kann man als Verkäufer / Immobilienmakler in Hamburg vorsorgen?

Um Überraschungen während des Verkaufsprozesses zu vermeiden, sollte man im Vorfeld folgende Punkte klären:

 

Prüfung auf Vorkaufsrechte:

  • Überprüfung, ob das Grundstück in Hamburg in einem Bereich liegt, der von einer sozialen Erhaltungsverordnung oder einer anderen Vorkaufsrechtsregelung betroffen ist.

Regelungen im Kaufvertrag:

  •  Vereinbaren Sie vertragliche Rücktrittsrechte für den Fall, dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausübt.
  • Klären Sie, wer die Kosten trägt, falls der Verkauf nicht wie geplant an den ursprünglichen Käufer erfolgen kann.

Planung von Zeit und Verträgen:

  • Beachtung möglicher Verzögerungen durch die Prüfung des Vorkaufsrechts (bis zu drei Monate).
  • Berücksichtigen sollte man das bei: Kündigung von Mietverträgen, Abschluss oder Auflösung von Finanzierungsverträgen, Festlegung der Übergabe und Fälligkeit des Kaufpreises.

Warum ist das Vorkaufsrecht wichtig?

Das Vorkaufsrecht der Stadt Hamburg ist ein bedeutendes Instrument, um den städtischen Wohnraum und die soziale Struktur zu schützen. Es soll sicherstellen, dass Mehrfamilienhäuser nicht rein spekulativen Zwecken dienen, sondern den Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden.